Lüttich – Tipps für die unbekannte Schöne an der Maas
Lüttich - ein Wochenende in der Metropole Walloniens mit vielen Sehenswürdigkeiten. In diesem Artikel findet ihr Tipps für die schönsten Besichtigungen.
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Meine besten Tipps für ein Wochenende in Lüttich
Mit dem Thalys nach Lüttich
Man kennt Brüssel, Antwerpen und Brügge. Lüttich (Liège) in Wallonien, dem südlichen Teil Belgiens, ist weniger bekannt. War sie früher von Kohlebergbau und Stahlwerken geprägt, ist sie heute ein Musterbeispiel für Strukturwandel in Belgien. Mit gerade mal knapp 200.000 Einwohnern (und längst nicht so chaotischem Verkehr wie in den Mega-Städten) hat die Metropole im Dreiländereck so einiges an Sehenswürdigkeiten zu bieten – und ist noch dazu schnell von vielen deutschen Städten erreichbar. Von Düsseldorf benötige ich mit dem Thalys gerade mal 90 Minuten, von Köln und Aachen ist es sozusagen nur ein Katzensprung in die wallonische Stadt.. Dies ist bereits meine 3. Reise mit dem Thalys in diesem Jahr – und wieder bin ich begeistert. Pünktlich, viel Komfort in der Club-Lounge, und nach Köln gibt es sogar ein Frühstück. Guter Start, um eine mir unbekannte Stadt zu erkunden - und noch dazu auf eine umweltfreundliche Art und Weise!
Liège-Guillemins - der schönste Bahnhof!
Das absolute Highlight Lüttichs offenbart sich direkt bei der Ankunft. Der vom spanischen Stararchitekten Santiago Calatrava konzipierte, 2009 eröffnete Bahnhof Liège-Guillemins ist ein Hingucker. Eigentlich will man ja immer schnell weg aus Bahnhöfen, nicht so in Lüttich. Ein riesiges Glasdach, viel Weiß und geschwungene Formen - kurzum, ein weiteres Calatrava-Meisterwerk. Dazu passt der neue, 118 m hohe Paradis-Turm gleich daneben. In dem gläsernen Gebäude mit 28 Etagen ist, wie sollte es anders sein, die Finanzwelt zu Hause. Calatrava hat mich übrigens auch schon mit einer imposanten Brücke im kanadischen Calgary begeistert - dazu findest Du hier einen Beitrag.
Lüttich steht allerdings eher für historische Gebäude mit viel Geschichte, und so führt der erste Weg auch direkt in die Altstadt im Zentrum. Hier, in einer romantischen Gasse, befindet sich unser Domizil, das charmante 3-Sterne-Hotel Neuvice. Schicke Lobby, freundliches Personal und komfortable Zimmer mit kostenlosem WLAN in allerbester Lage. Die meisten Sehenswürdigkeiten Lüttichs lassen sich von hier aus bequem zu Fuß erreichen, so wie man überhaupt fast gar nicht fahren muss. Wie gesagt, die Metropole Walloniens ist eher ein Städtchen. Große Hotels sucht man hier vergeblich, es sind auch kaum internationale Ketten vertreten. Eher sympathisch, oder?
Lütticher Kalorienbomben
Durch enge Straßen mit netten Boutiquen, Cafés und Restaurants geht es zum Marktplatz mit dem hübschen Rathaus, einer der schönsten Sehenswürdigkeiten Lüttichs. An diesem angenehm warmen Tag im Juni sitzen die Menschen in den Straßencafés und genießen den „Café Liégois“, eine Kalorienbombe aus Kaffee, Vanilleeis, Zucker und Sahne. Überhaupt – die Lütticher mögen es sehr süß, dazu aber später. Essen und trinken werden hier überhaupt sehr groß geschrieben. Sehenswert: die Opéra royal de Wallonie in einem neoklassischen Gebäude aus dem Jahr 1820 - mit modernem, eigenwilligem Aufbau. Opernfans sollen sogar eigens für Aufführungen mit namhaften Stars nach Lüttich kommen.
In einem ehemaligen Minoritenkloster aus dem 17. Jahrhundert mit eindrucksvollem Kreuzgang befindet sich das wallonische Volkskundemuseum, das ich mir an diesem sonnigen Tag jedoch gespart habe. Mein Museumstipp für Lüttich kommt noch an anderer Stelle. An einem schönen Sommertag sollte man die steilen Stufen direkt hinter dem Gebäude erklimmen und eine tolle Aussicht auf die Stadt genießen. Die Hügel der Zitadelle sind teilweise Ausläufer der Ardennen, Naturerbe der Wallonischen Region und ziehen sich wie eine grüne Lunge durch die Stadt. Eine Wanderung über die Hügel zählt zu den schönsten Aktivitäten in Lüttich. Natur pur direkt vor der Haustür der Stadt!
Zeit für einen Espresso in der "Ferme En Ville", dem "Bauernhof in der Stadt". Nettes Café mit regionalen Produkten von naheliegenden Bauernhöfen ("From farm to fork"). Für die Damen gibt es Milchkaffee. In großen Tassen befindet sich eine kleine Menge Kaffee, der freundliche Kellner bringt heiße Milch in einem Topf und verteilt diese auf die Tassen. Nun ja, ich mag es ja eher pur, auch beim Kaffee - aber die Damen sind von ihrem Milchkaffee begeistert.
In den beiden Läden von Une Gaufrette Saperlipopette (was für ein Name...) im Zentrum der Stadt kosten wir leckere Teigbällchen mit viel Hagelzucker sowie hausgemachtes Eis und Sorbets - alles ohne künstliche Aromen, wie uns die umtriebige Besitzerin und ihr Sohn versichern. Gutes Brot gibt es hier ebenfalls - unbedingt mal vorbeischauen!
Kirchen und Paläste
Schnell noch einen Blick in den Innenhof des Fürstbischöflichen Palastes, dem Regierungssitz der Provinz Lüttich und eine der Top-Sehenswürdigkeiten Lüttichs. 1526 erbaut, besticht dieses Gebäude im Zentrum vor allem durch sechzig Säulen mit verschiedenen menschlichen Gestalten und grotesken Masken. Die Place Saint-Lambert direkt daneben war der Standort der Lambertus-Kathedrale, die 1793 durch Revolutionäre zerstört wurde. Metallsäulen erinnern heute an den Verlauf der Kirchenmauern. Geschichte pur. Für die Kirchgänger und -liebhaber gibt es aber noch zahlreiche, gut erhaltene Gotteshäuser in Lüttich.
Zeit für ein Mittagessen! Die Auswahl an Restaurants ist schier unerschöpflich, in Belgien wird gut und viel gegessen. Als Fast-Vegetarier sind Burger-Restaurants nicht gerade meine erste Wahl, aber ich bin Teil einer Gruppe und gehe mit in die Huggy`s Bar. In dem gestylten Laden in einer ehemaligen Bank gibt es dann auch vegetarische und vegane Varianten sowie zahlreiche Craft-Biere, die mit weiblichen Namen bedacht wurden. Na dann, bon appétit et à votre santé!
Schnell noch ein Besuch im Buchladen, wobei Toutes Directions viel mehr als nur das ist. In diesem Gebäude aus dem 18. Jahrhundert findest Du fast alles, was mit essen und reisen zu tun hat. Du kannst Dir einen Kaffee bestellen während Du schmökerst und Dich in den Salons in den oberen Etagen mit anderen Leseratten austauschst. Dazu ein freundlicher Besitzer, der Dich in Ruhe schauen und blättern lässt. Im Laden liegt ein Faltblatt namens "Buy Local" aus - hier sind Läden, Cafés und Restaurants im Zentrum gelistet, die lokale Produkte anbieten. Und davon gibt es ziemlich viele in Lüttich.
Schokoladenproben und ein Top-Hotel hoch über Lüttich
Beim Chocolatier Benoit Nihant sollte man richtig gute Schokolade probieren und dabei einiges über diese Köstlichkeit erfahren. Schokolade gehört nun mal zu Belgien wie die legendären Pommes Frites (wurden angeblich in Lüttich erfunden), Bier und Waffeln. Und Benoit Nihant zählt sicherlich zu den besten Chocolatiers der Stadt. Ich sag´s ja, in Lüttich dreht sich viel um essen...!
Weiter geht`s nach oben zum Hügel von Publémont mit seinen Kirchen und historischen Gebäuden. In einem davon befindet sich das neue 5-Sterne-Hotel Les Comtes de Mean mit einem gelungenen Stilmix aus alter und moderner Einrichtung. Viel Wellness, ein fantastischer Blick über die Stadt, ein Top-Restaurant und sicherlich die spektakulärste Rooftop-Bar in Lüttich. Hotel-Tipp für den nächsten Wochenend-Trip und sicherlich eine Sehenswürdigkeit für sich.
Hoch hinaus...!
Eigentlich reicht das schon alles für einen halben Tag, aber die prunkvollen Herrenhäuser im Viertel Hors-Chateau schauen wir uns auch noch an. Hier sollte man unbedingt durch die „Impasses“, kleine Sackgassen mit hübschen Häusern und viel Grün, spazieren. Mein Favorit: der „Impasse des Anges“, die Gasse der Engel – gut beschützt von Marienfiguren ;-).
Zum Abschluss der Besichtigungen steht eine kleine sportliche Herausforderung auf dem Programm: die Treppe der Montagne de Bueren. 374 Stufen wollen bewältigt werden, die Aussicht auf ein wunderbares Panorama beflügelt den sportlichen Ehrgeiz. Man wird mit einem tollen Blick auf Stadt und Maas belohnt. Und hat gleichzeitig etwas Platz für weitere belgische Kalorienbömbchen geschaffen. Ganz klar eine der Top-Sehenswürdigkeiten in Lüttich!
Brutale Cocktails und ein Gourmet-Dinner
Die folgen prompt am frühen Abend in Form von Cocktails in der schicken Szene-Bar „Brutal“ – einem der beliebtesten Treffpunkte für die Lütticher Nachtschwärmer. Ein toller Mix aus modernem Interieur und klassischen Gemälden, dazu ein netter Service und coole Musik. Der Abend kann nicht besser starten (oder enden). Kurzum: brutal schön, diese Bar!
Lütticher Gastronomie
Getoppt wird die Lütticher Soirée durch ein Gourmet-Dinner im wunderbaren Restaurant Terra Terrae direkt im Zentrum. Endlich mal wieder eine kleine Karte, aus der Du Dir – auch als Vegetarier oder sogar Veganer – Dein Menü zusammenstellen kannst. Dazu gute Weine, ein sehr aufmerksamer Service und ein schönes Ambiente. Hier zeigt Lüttich sich von seiner allerbesten gastronomischen Seite. Was für ein toller Abend in dieser Stadt – die Vorfreude auf Tag 2 steigt!
Auch beim Frühstück zeigt sich das Hotel Neuvice von seiner symphatischen Seite. Ein ansprechendes Buffet für ein 3-Sterne-Hotel, eine gute Fee serviert leckeren Espresso. Sehr beeindruckt haben mich die quietschbunten Eieruhren, mit denen Du Dir Dein Frühstücksei ganz nach Deinem Geschmack zubereiten kannst. Das Neuvice ist sicherlich eines der charmantesten Hotels in Lüttich. Nach dem Kaffee noch mal durch die Altstadtgassen bummeln, bevor es zur Boots-Anlegestelle an die Maas geht.
Kunst und ein Food Festival
Mit einem Schiff der Navette Fluviale fahren wir in wenigen Minuten über die Maas zum Parc de la Boverie, einer Grünanlage auf einer Insel. Hier findet gerade das größte Open-Air-Restaurant in Lüttich statt, "Les Épicuriales". Schicke weiße Zelte mit einem internationalen, sehr guten gastronomischen Angebot. Die renommierten Lütticher Restaurants haben hier natürlich auch einen Stand. Dieses Food-Festival gibt es jedes Jahr zu Pfingsten und ist eigentlich schon ein Grund für ein Wochenende in Lüttich. La Boverie, das Museum der Schönen Künste, bildet eine wunderbare Kulisse für die Gaumenfreuden. Hier findest Du Meisterwerke alter und moderner Künstler (u.a. von Chagall, Monet und Picasso) und solltest nicht den „Dark Room“ im Keller mit grandiosen Bildern vor schwarzem Hintergrund verpassen. Top-Museum - ein Kunsttempel ganz nach meinem Geschmack!
Pâtisserie Eggenols - und führe mich nicht in Versuchung...!
Fast ist es schon Zeit für die Heimfahrt, der Thalys wartet. Aber halt – da wäre noch ein ganz besonderer Stopp in einer der besten Pâtisserien Lüttichs. Kann man übrigens alles zu Fuß machen – von der Boverie über eine moderne Brücke zum Waffel-Tempel und anschließend zum spektakulären Bahnhof. Die Pâtisserie Eggenols ist ein alteingessener Familienbetrieb. Hier werden sündhaft leckere Lütticher Waffeln, feinste Torten und Macarons (ich koste die mit Espresso und Cognac… göttlich) angeboten. Liège - mon dieu!
„An Feiertagen, vor allem vor Weihnachten, stehen die Leute hier bis auf die Straße Schlange,“ sagt Monsieur Eggen, der das kleine Geschäft mit seiner charmanten Gattin führt. Kein Wunder, dass die beiden Umtriebigen den belgischen Königshof mit ihren süßen Köstlichkeiten versorgen. Nur schade, dass beide Kinder den Betrieb nicht fortführen möchten. „Pâtissier ist ein harter Job, Du musst eigentlich immer am Wochenende und an Feiertagen arbeiten,“ so Monsieur Eggen. Seine Lütticher Waffeln liegen mir heute noch auf der Zunge.
Mein Lüttich-Fazit: diese Metropole hat es in sich. Warum nicht mal eine Stadt aus der zweiten Reihe besuchen? Architektur, Kunst, Kultur und natürlich eine tolle Gastronomie, auch wenn man wie ich kein Biertrinker ist. Eigentlich ideal für ein Wochenende oder eine Tagesreise. Das werde ich mir auch noch mal gönnen und mir dann die Cité Miroir anschauen – eine moderne Kulturstätte in den ehemaligen Lütticher Thermen. Und natürlich eine Waffel (vielleicht auch zwei) bei Monsieur Eggen genießen!
Lüttich kompakt...
Ausgehen und Schlemmen
Restaurant Terra Terrae
4 Rue Hazinelle - 4000 Liège
Tel: +32 495 32 16 43
Bar Brutal
17, rue Bonne Fortune - 4000 Liège
Tel: +32 04 / 267 41 91
Shoppen
Buchladen Toutes Directions
Rue de la Violette, 3 - 4000 Liège
Chocolatier Benoit Nihant
Passage Lemonnier 42 - 4000 Liège
Tel: +32 4 222 16 72
La Pátisserie Eggenols
92, rue des Guillemins - 4000 Lièges
Tel: + 04 252 28 79
SCHLAFEN
Hotel Neuvice
En Neuvice 45 -4000 Liège
Tel . : +32 (0)4 375 97 40
www.hotelneuvice.be
Hotel Les Comtes de Méan
Mont Saint-Martin 9-11 - 4000 Liège
Tel: +32(0)42229494
Wie komme ich nach Lüttich?
Von NRW ist Thalys sicherlich die beste Wahl. Ab Frankfurt erreichst Du Lüttich am bequemsten mit dem ICE der Deutschen Bahn.
Die beste Reisezeit für Lüttich
Lüttich ist ein Ganzjahresziel, wobei April bis Oktober sicherlich die angenehmste Reisezeit ist. Dann sind auch die Boote der Navette Fluviale in Betrieb. Im Juli und August kann es schon mal ziemlich heiß werden. Im Dezember ist natürlich der Lütticher Weihnachtsmarkt mit Riesenrad, Glühwein und Waffeln eine besondere Attraktion. Die Zeit danach bis Ostern ist eher flau.
Weitere Lüttich- und Wallonien-Tipps und Infos zu Sehenswürdigkeiten und Restaurants findet ihr auf der Seite von Belgien Tourismus Wallonie, Und hier gibt es Tipps zu diversen Stadtführungen.
Und ich habe auch noch einen tollen Buchtipp für alle, die von Lüttich nicht genug bekommen können: Der Autor und Belgien-Kenner Rolf Minderjahn präsentiert "100 Orte in Lüttich", die Lust auf die Kulturmetropole an der Maas machen. Einstweilen bietet die Lektüre (erschienen im Grenz-Echo Verlag) Inspiration und Vorfreude auf Architektur, Design, Kultur und Kulinarik. Rolf Minderjahn hat mehr als 100 Orte und weit mehr als 100 Adressen und Tipps für die schönsten Sehenswürdigkeiten zusammengetragen. Er kennt die ehemalige Industriestadt in der französischsprachigen belgischen Wallonie seit langem sehr gut - und ist begeistert von ihrem Aufschwung, der vor gut zehn Jahren begann.
*Diese Reise wurde unterstützt durch Thalys und Belgien Tourismus Wallonie, herzlichen Dank!*
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