​Wird Mallorca zum Problemkind?

Auswüchse am „Ballermann“, ein kräftig gestiegener Verkehr durch Leihwagen und Massen an Kreuzfahrt-Touristen– ist der Deutschen liebste Insel zu retten?

"Overtourism" - ein wachsendes Problem

Im September war es mal wieder so weit. Tausende Mallorquiner zogen durch die Straßen ihrer stolzen (und so schönen) Inselhauptstadt Palma, um gegen den wachsenden Massentourismus und die damit verbundenen Probleme zu protestieren. Von den Krisen in Ländern wie Ägypten, Tunesien und der Türkei profitiert vor allem Spanien – und natürlich auch Mallorca. Bereits im vergangenen Sommer haben die Hotelpreise ordentlich angezogen, und auch für 2018 werden Preissteigerungen erwartet. Hinzu kommt die Verdopplung der Touristensteuer auf den Balearen – aus meiner Sicht eine sinnvolle Maßnahme, denn die zusätzlichen Einnahmen sollen insbesondere in Umweltprojekte fließen. Der Chef eines bekannten deutschen Reiseveranstalters fordert sogar eine Steuer auf Leihwagen. Durch fast eine Million Autos nur für die Touristen ist der Verkehr auf der Insel vor allem in der Hochsaison stark gestiegen.

Foto: Cala Fornells, eine der vielen malerischen Buchten der Insel - Gudrun Fournell

Problemkind Airbnb

Im Juli und August drängeln sich Touristen durch die engen Gassen der malerischen Hauptstadt Palma (die ich so sehr liebe). „Durch die vielen Kreuzfahrtschiffe, die nur für einen Tag anlegen, ist Palma in der Hochsaison ziemlich überfüllt“, erzählte mir eine Einheimische während meines Besuchs im April. Ab 2018 sollen Kreuzfahrtgäste ebenfalls eine Steuer entrichten – Landgänger zahlen in der Nebensaison einen Euro pro Person, ab Mai dann zwei Euro. Das sollte ja zu verkraften sein und ist sicherlich eine sinnvolle Maßnahme, wenn die Einnahmen vernünftig verwendet werden. Ein weiteres Problem, dass man auch in unseren Großstädten bestens kennt, ist die Vermietung von Wohnungen an Airbnb, was für einheimische Wohnungssuchende ein Problem darstellt. Kein Wunder, dass die Menschen auf die Straße gehen und für weniger Tourismus demonstrieren. Nicht nur auf Mallorca – der sogenannte „Overtourism“ ist u.a. auch in Amsterdam, Barcelona und Venedig ein großes Thema. Irgendwann sind die Kapazitäten halt erschöpft - und das Reisevolumen nimmt weltweit ständig zu.

Foto: Palma - Architektur, Kultur, Geschichte und eine tolle Gastro-Szene! - KHL

Riki Schindlwick, gebürtige Österreicherin und seit vielen Jahren auf Mallorca ansässig, sieht die Proteste eher skeptisch:

„Alle Mallorquiner leben direkt oder indirekt vom Tourismus.Es ist unverständlich, dass es Bewegungen gibt, die öffentlich gegen den Tourismus protestieren. Und mit einem sogenannten Qualitätstourismus allein könnte Mallorca nicht überleben. Die Nachfrage bestimmt nun mal das Angebot. Was nicht heißen soll, dass Ausartungen und Vandalismus akzeptiert werden müssen. Hier fehlt es sehr oft am Einschreiten der Ordnungshüter. Touristen möchten wie Gäste behandelt werden – dann mögen sich diese bitte auch wie Gäste benehmen!“ Das sehe ich genauso.

Überteuerte Service-Leistungen

Und es gibt einen weiteren interessanten Aspekt, den wir als Besucher oft nicht bedenken: „Durch die hohe Anzahl an Touristen sind die Preise allgemein überteuert. Das „Billig-Land“ gibt es leider nicht mehr. Noch dazu versucht man meist auch, von den ausländischen Residenten einen höheren Preis zu verlangen (Beispiel: In Puerto de Andraitx - bekannt für seine wohlhabende Bevölkerung - ist eine Reparatur o.ä. meist zwischen 25 und 50 % teurer). Dabei ist es unerheblich, ob die Dienstleister Spanier oder z.B. Deutsche sind“, so Riki Schindlwick.

Touristensteuer für nachhaltige Projekte auf Mallorca

Die Touristensteuer auf Hotelpreise, vom lokalen Hotelverband mit wenig Begeisterung aufgenommen, soll wie erwähnt in Projekte fließen, die u.a. den Bereichen Umweltschutz, Infrastruktur, Forschung und Innovation zugutekommen sollen. Zu den genehmigten Projekten gehören u.a. die Sanierung von Wassernetzen auf der Insel, Investitionen in den Meeresschutz sowie die Renovierung des Wanderwegs Cami de Cavalls auf Menorca. Auf der Seite caib.es gibt es hierzu weitere sehr interessante Infos.

Foto: Mediterraner Charme in Palma, einer der schönsten Städte am Mittelmeer - KHL

Aus meiner langjährigen touristischen Erfahrung kann ich sagen, dass Steuern immer sehr unbeliebt sind – sowohl bei Hoteliers als auch bei den Veranstaltern. Aus meiner Sicht macht es jedoch absolut Sinn, Einnahmen für zielorientierte Projekte zu generieren – die ja letzten Endes auch wieder den Touristen zugutekommen. Und ein paar Euro mehr oder weniger machen den sprichwörtlichen Kohl für die Touristen nicht fett.

Mallorca - immer noch eine Trauminsel!

Mallorca liegt mir sehr am Herzen. Hier begann meine touristische Laufbahn vor vielen Jahren, und ich habe diese traumhafte Insel in mein Herz geschlossen. Eine Liebeserklärung an die Stadt Palma habe ich ja schon auf meinem Blog gemacht. Fernab vom Ballermann und den Massenzentren entfaltet Mallorca seinen ganzen Charme mit imposanten Gebirgen, malerischen Buchten und zauberhaften Örtchen.

 

Foto: Badevergnügen auf Mallorca - Gudrun Fournell

Und Riki, die „ihre“ Insel natürlich über alles liebt, bringt es auf den Punkt:

„Neben den fantastischen Landschaften und dem sehr angenehmen Klima liebe ich vor allem die mallorquinische Lebensart und Lässigkeit. Genießen, leben und leben lassen.“

Es gilt, diese wunderbare Destination zu bewahren und sorgsam für die Zukunft zu planen. Und - man muss ja nicht unbedingt in der Hochsaison nach Mallorca!


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